Die Esche

Wilde Optik einer Weltenbummlerin

Neben der Buche und der Eiche ist die Esche die dritte wichtige Laubholzart in unseren europäischen Wäldern. Weil ihr Holz aufgrund seiner Elastizität und Festigkeit in den vergangen Jahrhunderten die Entwicklung des Handwerks besonders im Wagen- und Werkzeugbau geprägt hat, war und ist sie äusserst bekannt und beliebt. Esche ist sympathisch. Man nimmt das Holz einfach gerne in die Hand. Die helle Farbe wirkt einladend. Was macht aber ihre wilde und anziehende Optik aus?

Esche – ein typischer Kernholzbaum

Die Esche ist eine der wenigen Weltenbummlerinnen unter den Baumarten. Sie ist sowohl auf der nördlichen, als auch auf der südlichen Halbkugel vertreten. Sie liebt das Leben an Gewässern und gedeiht vorzugsweise im Halbschatten von Erlen, Pappeln und Weiden. Erstaunlicherweise kann sie aber noch mehr. Durch ihre Anpassungsfähigkeit kann sie auch selbst auf trockenen Böden Wurzeln schlagen und ums Überleben kämpfen. Genau dies hat ihr Vorkommen und ihre Verfügbarkeit auf dem ganzen Globus erhöht.
Eschen zählen als Pflanzengattung zur Familie der Ölbaumgewächse. Als Kernholzbaum verfügt diese Baumart über Phenole in den Zellen, welche mit zunehmendem Alter in der Kernbildung optisch deutlicher werden. Hier wird dann bei idealen Bedingungen in der Entwicklung der Kernfarbe, leider in eher seltenen Fällen, die Verwandtschaft zur Olive sichtbar: Es entsteht dann ein schöner olivefarbener Kern.

Charakteristisches Strukturbild

Im Waldverbund genießt die Esche die Gesellschaft der vielen anderen Waldvertreter. Sie steht dort aber immer im Schatten der starken Buchen und Eichen.
Als Parkbaum mit singulärem Standort gepflanzt und gepflegt, entwickelt sie sich dennoch zu einem stattlichen Lebenssymbol. Einer Eiche gleich, steht sie breit und wacker da. Die Einflüsse durch Wind und Wetter, vor denen sie sonst Schutz von den oben erwähnten mächtigeren Holzarten erhält, hinterlassen nun aber deutlich sichtbar ihre Spuren. Wetterwendig baut sich die Kraft in Form von einer Art Wechseldrehwuchs auf. Die Auswirkungen erscheinen seitlich am Baum wie Wülste. Komprimiert und dann wieder überdehnt erzählt das elastische Holz uns seinen Kampf mit den Naturkräften. So ähnelt das Strukturbild auf der Brettfläche schlussendlich einer Art „Sixpack“. 

Anlässlich der imm Cologne, der Kölner Möbelmesse, setzten wir einmal ein sehr imposantes Eschenbrett ins Zentrum der Standgestaltung. Es entstammte genau aus einem solchen Stamm. Dieser Baum gedieh in einem Park bei Salzburg. Seine Geschichte wird beim Betrachten erlebbar. Der feinfühlige Betrachter kann bei diesem Anblick mit dem Baum in Resonanz gehen.

Text: Jakob Röthlisberger