Feinjähriges Holz
Feinjähriges Holz zeichnet sich durch gleichmässig ausgebildete Jahresringe aus – in der Fachwelt ein Merkmal für einen höheren Qualitätswert. Damit ein Baum dieses Niveau erreicht, muss er unter ständig gleichmässigen Bedingungen und windgeschützt im Holzartenverbund wachsen. Um dies im Waldbau zu erreichen, benötigt es die pflegende Hand des Forstarbeiters.
Baumwachstum
Oben am Baumwipfel und aussen an den Frucht- und Proventivästen zeigt sich ein zweiblättriger Trieb. Dieser begrenzt das Höhen- beziehungsweise Breitenwachstum während der Wachstumsperiode. Dasjenige von diesen Blättern, das die besseren Lichtverhältnisse vorfindet, übernimmt nun die Führung in der Ausprägung der Stamm- und Astform. Oder anders ausgedrückt: des Doldens oder der Astspitze. Der Unterlegene dieser Blatttriebe entwickelt sich zum Fruchtast, beziehungsweise zum Zweig. So erklärt es sich von selbst, dass sich entlang der baumlangen Marktröhre eines 100-jährigen Baumes auch hundert Mark- oder Fruchtäste vorfinden, ohne die vielen Proventiv- und Adventiväste mitgezählt zu haben. Feinjähriges Holz verfügt fast immer über die feineren Äste, jedoch ist deren Anzahl auch bedeutend höher. Der Baum bildet jedes Jahr direkt unter der Rinde eine Zellstruktur aus Frühholz (April – August) und Spätholz (September – Oktober), genannt Jahrring. Dieser drückt den Bast und die Rinde nach aussen, welche sich als Zellgebilde analog mitverändern muss.
So entsteht wertvolles Holz
Grobjähriges, astreines Holz kann die Natur daher leichter produzieren als feinjähriges. Um dies im Waldbau zu erreichen, braucht es die pflegende Hand des Forstarbeiters. Er schlägt nach ungefähr 25 Jahren bis auf eine Höhe von 5 m die unteren, meist trockenen Äste weg, damit der künftige Zuwachs an Holz ohne den sogenannten „Schwarzast“ erfolgen kann. Häufig werden bei Eichenbeständen begleitend zu den eher langsamer wachsenden Jungeichen bewusst heliophile (sonnenliebende) Holzarten wie Hainbuchen oder Ahorntriebe gesetzt. Damit nun der junge Eichenbaum angesichts der Konkurrenz trotzdem genug Licht bekommt, setzt er seine ganze Kraft für das Höhenwachstum ein. Die Äste lässt er hierzu schnell absterben, weil diese durch die seitliche Bedrängung ohnehin zu wenig Nahrung durch Licht einbringen.
Das Resultat ist beachtlich: Sauberes Holz wird so durch geschickte Waldwirtschaft erreicht. Diese strategisch gesetzten „Begleitbäume“ holzt man oft nach 50 bis 60 Jahren als Brennholz aus und das Wertvolle – die mittlerweile hochgewachsenen Eichen – wird noch wertvoller. Diese Techniken sind in Europa schon über Jahrhunderte gängige Praxis.